Interview zur Punkteverteilung

Interview zur Punkteverteilung

Wir haben die Möglichkeit genutzt, unserem Entwickler Pascal in einem Interview ein paar Fragen zur Punkteverteilung zu stellen:

 

Starten wir mit der ersten Frage:

„Wo habt ihr mit der Entwicklung eurer Punkteformel gestartet?“

Damit man eine Punkteformel entwickeln kann, muss man als erstes verstehen, was überhaupt später in diese Formel eingespeist wird. Dazu haben wir uns als erstes an den unterschiedlichen Flugmodellen orientiert, welche später anhand der Formel bewertet werden sollen.

Die Eigenschaften und Fähigkeiten eines Modells lassen sich am besten anhand seiner Polare beschreiben. Deshalb haben wir für möglichst viele unterschiedliche Modelle Polaren berechnet und gesammelt.

Als Beispiel seien hier die Beispielpolaren für F3J, F3B und einem Scalesegler (Massstab 1:3) gezeigt:

 

Polaren

 

Nun, aber was stellt ihr dann mit diesen Polaren an?“

Wir können nun mit einem Rechenmodell eine bestimmte Wettersituation nachstellen und dabei mit unterschiedlichen Polaren die Situation für einzelne unterschiedliche Flugmodelle berechnen. Daraus können wir dann Erkenntnisse gewinnen was mit unterschiedlichen Flugmodellen in solchen Situationen überhaupt möglich ist.

 

„Ihr kennt also die unterschiedlichen Flugmodelle in unterschiedlichen Wettersituationen. Und weiter?“

Nun geht es darum, die Situation nachzustellen, dass ein Pilot zwar die gleiche Pilotenleistung vollbringt, dabei aber unterschiedliche Modelle verwendet.

Denn durch die unterschiedlichen Flugmodelle ergeben sich trotz der gleichen vollbrachten Pilotenleistung unterschiedliche Werte für z.B. „Steigen“ und „Gleitstrecke“.

 

Ich versuch das mal Anhang eines Beispiels zu erklären:

Stellen wir uns vor, wir könnten unseren Piloten welcher gerade oben am Hang steht Klonen. Anschliessend würden wir ihm ein F3J Modell, und seinem Klon ein F3B Modell in die Hand geben.

Beide Werfen anschliessend ihr Modell in die Luft, finden keinen Aufwind und landen etwas später einige hundert Meter tiefer auf der Landewiese.

Obwohl beide Piloten gleich viel geleistet haben, haben ihre Modelle z.B. unterschiedliche Flugzeiten und auch unterschiedliche Distanzen zurückgelegt.

Diese Unterschiede entstehen rein durch die unterschiedlichen Modelle.

 

„Und wie werden aus diesen unterschiedlichen Werten nun Wertungspunkte?“

Für die Wertungspunkte wird nun versucht, anhand von Punktefaktoren die einzelnen Flugsituation so zu bewerten, dass für die gleiche Leistung bei gleicher Wettersituation die gleiche Punktzahl resultiert.

Das geschieht in vielen kleinen Optimierungsschritten. Sprich man passt einen Parameter ein klein wenig an und vergleicht dann die Rechnungsergebnisse mit einer vorherigen Berechnung.

Werden die Resultate besser ist man auf dem richtigen Weg.

 

Und dann wenn irgendwann die Parameter passend sind, geht es bei den Punktefaktoren noch darum, zu bestimmen wie gross die Punktzahl für einen ganzen Flug werden soll.

Hierbei haben wir uns an den Durchschnittsgeschwindigkeiten der manntragenden Kollegen orientiert. Diese erreichen bei sehr schwachen und schwierigen Wetterbedingungen vielleicht Durchschnittsgeschwindigkeiten von knapp 40km/h. Je besser das Wetter wird, umso höher werden die Geschwindigkeiten. Deshalb sind Durchschnittsgeschwindigkeiten bis zu 160km/h durchaus drin.

 

Die Punkte von 40 bis 160 waren daher für uns das Ziel, auf welches hin wir die Punktefaktoren optimiert haben.

Sehr schön aufzeigen kann man dies anhand einer Grafik, welche die Ergebnisse einer Beispielrechnung zeigt:

erwartete Punktzahlen

Auf der X-Achse sieht man die unterschiedlichen angenommenen Thermikstärken. Auf der Y-Achse die zu erwartende Punktzahl bei der Nutzung von rein thermischen Bedingungen.

Und entsprechend sieht man dann die Punktekurven der einzelnen Modelle.

Das Ziel hierbei ist es, das mit allen Flugmodellen bei den gegebenen Umgebungsbedingungen die gleiche Punktzahl erreicht werden kann.

 

„Aber wie kann ich als Pilot dann diese Punkte erreichen?“

Nun sobald du fliegst, erhältst du Punkte. Solange du keinen Aufwind findest sind das hauptsächlich Punkte für die zurückgelegte Gleitstrecke. Sobald du einen Aufwind hast, gibt’s auch Punkte für das Steigen. Nun gilt, je schneller du Steigst desto schneller füllt sich dein Punktekonto. Und gleichzeitig bist du natürlich durch das schnellere Steigen auch früher wieder bereit um deine gewonnene Höhe in Gleitstrecke und damit in weitere Punkte umzusetzen.

Es sei hier ausserdem noch erwähnt, dass es sich für Gleitstrecken lohnen kann, wenn man diese ebenfalls so legt, dass man dabei durch aufsteigende Luft liegt. Denn dadurch kann man diese teilweise deutlich verlängern.

 

„Sonst noch etwas wichtiges das man zur Punkteverteilung wissen müsste?“

Solange du fliegst sammelst du auch Punkte. Mit genügend Geduld und Ausdauer kann man also trotz schwierigen Wetterbedingungen noch respektable Punktzahlen erreichen.

 

Schlussendlich sind aber alle Flüge von den Umgebungsbedingungen abhängig. Lasst euch also nicht von irgendwelchen hohen Punktzahlen von anderen Piloten welche in super Fluggebieten erflogen wurden entmutigen.

 

Ich als Entwickler freue mich jeweils viel mehr über jeden einzelnen Piloten, welchen wir an einem Tag zu fliegen motivieren konnten, andem er sonst nicht raus gegangen wäre. Und ganz speziell freue ich mich jeweils über die Piloten, welchen es gelingt in der Kommentarzeile die Geschichte des Fluges zu erzählen. Denn schlussendlich erzählen wir später unseren Freunden genau von solchen Erlebnissen, und nicht von einfachen Zahlenwerten.